Leica IIIf mit schwarzen Kontaktnummern

Eigentlich sollte es eine einfache Kopie einer Schraubleica wie beispielsweise eine Zorki oder ein FED1 werden. Schon in Kriegs- und auch in Nachkriegszeiten wurden Leicas kopiert, aber auch durchaus dann weiterentwickelt. Leica ist dabei nebenbei eine Abkürzung von LEItz CAmera. Allerdings sind diese Kopien heute teils gar nicht so einfach in einem funktionsfähigem Zustand zu finden. Aufgrund des kleiner werdenden Angebots steigen auch hier merklich die Preise. Statt wie geplant einem Nachbau, wird somit eine Schraubleica IIIf vorgestellt. Diese gehört, wie auch ihre Vorgänger, zu den ikonischen Kameras, welche Geschichte geschrieben haben. „Schraubleica“ deshalb, da die Kamera ein Wechselbajonett mit M39 Gewinde verwendet. Somit lassen sich auch noch heute eine Vielzahl an Objektiven unterschiedlicher Hersteller an der Kamera verwenden.

Die Leica IIIf kam pünktlich zum Weihnachtsgeschäft von 1950 auf den Markt. Ausgestattet mit dem Standartobjektiv Elmar 50 f3.5 kostete die Kamera damals etwa 658 DM, mit dem Summitar 50 f2 noch mehr und lag mit einem Summarit 50 f1.5 bei einem Verkaufspreis von fast 1000 Mark. Klingt nach heutigen Verhältnissen nicht besonders viel, bedenkt man allerdings, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen damals etwa 4000 DM betrug, kostete die Kamera bereits in der Grundausstattung für den normalen Bürger ein kleines Vermögen. Ein VW Käfer schlug 1950 in der Standartausstattung mit 4400 Euro zu Buche. Eine IIIf war damit ein „Must-have“, aber ein ebenso teures Vergnügen, welches sich nicht jeder leisten konnte. Es verwundert daher nicht, dass viele Kamera bis zum heutigen Tag gehegt und gepflegt wurden. Sei es dahin gestellt, wie sich moderne Digitalkameras zu Klassikern von morgen entwickeln oder eben nicht. Die rein mechanische Kamera bot neben Wechseloptiken durchaus beachtliche Verschlusszeiten von bis zu 1/1000. Der Preisgestaltung und Exklusivität ist die Firma Leica bis in die heutigen Tage treu geblieben und hat im Gegensatz zu anderen deutschen Kameragrößen bis in die heutigen Tage überlebt. Bis zum Jahr 1957 folgten noch zwei später beschriebene Varianten der IIIf.

Mit der Seriennummer 605XXX handelt es sich bei meiner Leica IIIF um ein Modell aus dem Jahre 1952. Ganz genau genommen handelt es sich um eine IIIf mit „schwarzen Kontaktnummern“. Die Kontaktnummern dienen zur Synchronisation des Verschlusses mit dem Zündmoment von Blitzlampen. Die Blitzsynchronisation und der Kontaktnippel zum Anschluss eines Blitzkabels war die große Neuerung und somit stand das „f“ für “flash“.

Im Laufe des Jahres 1952 kam bereits die IIIf mit „roten“ Kontaktnummern heraus. 1954 folgte dann das Modell mit Selbstauslöser, also dem Vorlaufwerk, und ebenso roten Kontaktnummern. Beim Nachfolgemodell wie der IIIG sind dann unter anderem die Verschlusszeiten von 1/100 und 1/200 den heute üblichen Zeiten von 1/125 und 1/250 gewichen.

Mit etwa 180.000 Exemplaren gehört die IIIf zur auflagenstärkstes Schraubleica. Außer wenigen tausend Exemplaren wurden diese alle im deutschen Wetzlar hergestellt. Entsprechend einfacher ist es (noch) ein gut erhaltenes Modell oder Ersatzteile zu bekommen. Immer wieder trifft man auf Einzelkameras, die sich scheinbar nicht nach diesem Schema einordnen lassen. Das liegt daran, dass ältere Modelle von Leica nachgerüstet werden konnten und mit diesem Upgrade auf den aktuellen Stand der damaligen Technik gebracht wurden. So konnten beispielsweise Langzeitwerk oder Selbstauslöser auch bei einer Leica II nachgerüstet werden. Anstatt sich alle paar Jahre ein neues Modell zu kaufen, waren die Leicas im damaligen Rahmen sozusagen recht „technologieoffen“ und „nachhaltig“.

Die Kamera verfügt noch über keinen Filmtransporthebel, sondern über ein Filmtransportdrehknopf. Generell sollte die Kamera immer erst gespannt werden. Erst dann sollte man die gewünschte Verschlusszeit auswählen. Der Auslöser bietet leider keine Möglichkeit zum Anschluss eines Drahtauslösers, allerdings ist hierfür die entsprechend bekannte “Leicaglocke“ erhältlich.

Die IIIf gilt als „Höhepunkt“ und konsequente Weiterentwicklung der Ur-Leica von Oskar Barnack. Ihr Nachfolger, die IIIg geht dabei schon etwas andere, sicherlich nicht falsche Wege. Neben einem vergrößerten und besseren Sucher werden bei der IIIg auch die Brennweiten von 50 und 90 mm mit dem entsprechenden Leuchtrahmen eingespiegelt. Die IIIg hat damit im Kanon der Schraubleicas eine kleine ambivalente „Sonderstellung“.

Die IIIf hat neben dem Kurzzeitwerk von 1/40 bis 1/1000 an der Oberseite auch ein Langzeitwerk von 1/30 bis 1 Sekunde an der Vorderseite. Die Langzeiten müssen am oberen Verschlusszeitenrat 30-1 zunächst ausgewählt werden.

Streng genommen handelt es sich bei der IIIf um keine wirkliche Meßsucherkamera. Bei der Kamera mit „Zwillingseinblick“ handelt es sich um einen zweigeteilten Sucher, einmal zur Motivgestaltung und einmal zum fokussieren. Diese Trennung der beiden Sucher war bei früheren Modellen noch etwas deutlicher. Ebenso ungewöhnlich ist das Fernrohr im Entfernungsmesser, um mit dieser entsprechenden Vergrößerung noch genauer zu fokussieren. Praktisch ist, dass die IIIf auch für Brillenträger geeignet ist. Hierfür findet man einen kleinen Hebel unterhalb des Rückspulrades. Da für andere Brennweiten kein Leuchtrahmen eingespiegelt wird, empfiehlt sich zum „framen“ die Verwendung von einem entsprechender Aufsteck- oder Revolversucher. Hier muss bei entsprechender Entfernung die Parallaxe beachtet werden. Sucher von Leitz liefern dabei ein sehr helles, brillantes und klares Sucherbild.

Schraubleicas sind Bodenlader, dass heißt eine rückseitige Filmklappe gibt es nicht, der Film wird von unten geladen. Zudem muss der Film, damit dieser richtig greift, händisch angepasst und beschnitten werden. Hierfür gibt es recht teure Schneideschablonen, welche aber meiner Erfahrung nach nicht nötig sind.

Beim Elmar handelt sich um einen vierlinsigen Tessar-Typ. Dieses Objektiv stammt nach 1949, da damals die kleinste Blende von 16 auf 22 erhöht wurde. Im Gegensatz zum Vorkriegsmodell ist dieses damit auch vergütet. Zudem hier als „red scale“ Elmar mit roten Blendenmarkierungen und dem Dreieck zur Scharfeinstellung. Nach der Seriennummer 1069332 stammt es aus dem Jahre 1953. Zusammengeschoben ist das Elmar äußerst kompakt und passt samt Kamera bequem in die Jackentasche. Leider hat diese Ausführung noch kein Filtergewinde, so dass auf Aufsteckfilter zurückgegriffen werden muss. Zum einstellen der Blende muss der Filter beim Elmar dieser Bauform abgenommen werden.

Ganz im Sinne einer puristischen, reduzierten und ursprünglichen Fotografie ist mir das hier vorgestellte Modell ohne Selbstauslöser ganz recht. Mit den heute eher unüblichen Verschlusszeiten komme ich klar. Blitzlicht verwende ich an einer solchen Kamera ohnehin nicht. Für heutige Fotografen etwas „ungewohnt“ ist die Notwendigkeit des Objektivdeckels. Dieser dient nicht nur zum Schutz vor mechanischen Beschädigungen, sondern schützt auch den Tuchverschluss vor Löchern die sich einbrennen könnten. Wird die Kamera Richtung Sonne gewandt, sei es absichtlich oder unabsichtlich, kann das Objektiv bei entsprechender Fokussierung zum Brennglas werden und unangenehme Überraschungen bescheren.

Die hier verwendete Kameratasche mit Handschlaufe aus Leder ist nicht „Original“, sondern ein sehr gut passendes Produkt von TP Original aus Japan. Diese ist in unterschiedlichen Farben und wahlweise wie hier „ohne“ Vorlaufwerk oder „mit“ Vorlaufwerk bei Amazon erhältlich, der Versand erfolgt direkt aus Japan. Die Handschlaufe gab es mit handschriftlicher Nachricht „Gift for u! Leather wrist camera strap, hope you will like it :)“ freundlicherweise gratis dazu.

Weitere Bilder vom ersten Testfilm sind bei flickr: https://flic.kr/s/aHBqjAd7ba

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