„Amuse-bouche“ ist ein französischer Begriff, der in der kulinarischen Welt verwendet wird. Es bezieht sich auf einen kleinen, mundgerechten Appetithappen oder eine kleine Köstlichkeit, die oft vor dem eigentlichen Hauptgang in einem Restaurant serviert wird. Das Ziel eines Amuse-bouche ist es, den Gaumen zu erfreuen, den Appetit anzuregen und die Sinne auf das bevorstehende Mahl einzustimmen. Die fotografischen „Amuse-Bouche“ sind damit kleine informative und genussvolle Wissenshäppchen die Lust machen mehr über Fotografie kennen zu lernen.
„Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael“, dröhnt die junge Nina Hagen in ihrem Hit von 1974. Dabei geht es um einen Urlaub auf der Ostseeinsel Hiddensee, bei dem ein „Michael“ die Farbfilme vergessen hat und nun in Schwarz-Weiß fotografiert werden muss. Der Film hat auch etwas mit ORWO zu tun. ORWO? Die Geschichte von ORWO beginnt eigentlich mit AGFA, der Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein neues Werk in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt baut. Dieses wird schnell zum zweitgrößten Werk, neben dem großen amerikanischen Konkurrenten und Chemieriesen aus Rochester, Eastman Kodak.
Die Wolfener sind revolutionär, und so präsentieren diese in den 1930er Jahren den ersten mehrschichtigen Farbfilm der Welt. Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit beginnt, wie in anderen Unternehmen auch, eine wechselhafte Geschichte. Ähnlich wie bei Zeiss oder SCHOTT verfahren die Besatzungsmächte nach einem ähnlichen Muster. In die Reihe der Soldaten reihen sich schnell Experten, denn deutsches Wissen und Know-how sind begehrte Kriegsbeute und die Ambitionen groß sich diese Technologie zu sichern. Da sich das Wolfener Werk, wie auch Zeiss und SCHOTT, in der zugesprochenen Besatzungszone der Sowjetunion befindet, verfahren die Amerikaner auch hier nach dem Motto „We Take the Brain“. Sie nehmen daher Wissenschaftler, Mitarbeiter, Material und Unterlagen mit in den Westen. Die Sowjets demontieren ihrerseits in der Folge im großen Stil die Anlagen, um diese mit Hilfe unfreiwilliger Experten wieder aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Zurück bleiben Menschen, die ihr Werk wieder errichten wollen und sich damit wortwörtlich eine Zukunft neu aufbauen wollen. Andererseits verlangen die Sowjets den Wiederaufbau des geplünderten Werkes, damit entsprechende Reparationsleistungen geleistet werden können. Währenddessen und nach der Rückgabe des Werkes an die DDR kommt es immer wieder zur Flucht von Mitarbeitern in den Westen, um beispielsweise eine neue Betätigung im AGFA Werk Leverkusen zu finden. Dadurch kommt es zum Verlust von Fachkräften und Know-how. Anfangs bestehen noch Lieferverträge zwischen AGFA „West“ und „Ost“. Allerdings macht man sich im Westen zunehmend unabhängiger und ist immer weniger auf Produkte vom Standort Wolfen angewiesen. Der Absatz aus Wolfen bricht infolge dessen in den 1960er Jahren ein, und es muss ein Strategiewechsel erfolgen. Daher kommt es 1964 zum Bruch zwischen „Ost“ und „West“. Aus dem volkseigenen Betrieb VEB Filmwerk AGFA Wolfen entsteht das neue Warenzeichen „ORWO – Original Wolfen“. Die neue Marke wird international intensiv beworben und etabliert.
In seiner Blütezeit beschäftigt das Werk bis zu 14.000 Beschäftigte, die rund um die Uhr in mehreren Schichten produzieren. Mit der Wiedervereinigung und großen Hoffnungen folgt die Suche nach Investoren. 1994 wird die Liquidation der Filmfabrik beschlossen, gerade erst Aufgebautes wird abgerissen. Damit war das Ende der Produktion von Filmen in Wolfen besiegelt. Vom einstigen großen Werk bleibt nur wenig bestehen, die denkmalgeschützten Gebäude werden teils zum Industrie- und Filmmuseum. Es folgen immer wieder Bemühungen die Marke ORWO wieder zu beleben. Heute erlebt die Marke gerade eine hoffentlich bleibende Renaissance. Neben alten abgelaufenen und tiefgefrorenen Beständen sind nun wieder neue Filme auf dem Markt.