Die Olympus OM-1, ursprünglich bereits im Jahr 1972 als M-1 vorgestellt, kam 1973 auf den Markt. Dabei handelt es sich um eine ungewöhnlich kleine Spiegelreflexkamera aus dem Hause Olympus von dessen bekanntesten Konstrukteurs Yoshihisa Maitani. Dieser entwickelte wenige Jahre zuvor die nicht weniger bekannte Serie PEN im Halbformat. Das ursprüngliche „M“ stand eigentlich für Maitani, führte aber angeblich für Verwirrung oder Unfrieden zur M-Serie von Leica. Dabei dürfte eigentlich keine Gefahr einer Verwechslung zwischen Meßsucher und Spiegelreflex bestanden haben. M-1 Modelle sind aber deshalb eine entsprechende Seltenheit und das „OM“ steht für “Olympus Maitani“.
Audio ohne Winder
Audio mit Winder
Maitani konstruierte bereits in seiner Kindheit eine erste Kamera und erhielt wenige Jahre später mehrere Patente. Als Konstrukteur bei Olympus verfolgte er den Anspruch Lösungen nicht einfach zu kopieren, sondern Neues zu finden und Dinge zu verbessern. Das findet sich beispielhaft bei der OM-Serie wieder: Der Spiegel ist pneumatisch gedämpft oder der Blitzschuh abnehmbar. Die Kamera besitzt nicht das typische Zeitenrad, die Zeiten werden an einem Ring direkt am Bajonett eingestellt. Fokussierung, Blende und Zeit können damit mit einer Hand bedient werden. Das mag auch zum manchmal erwähnten Materialmix bei den Objektiven geführt haben um sich aufgrund der Haptik beim einstellen von Verschlusszeit, Blende, Fokus besser zu orientieren. Die Kamera fällt aber vor allem durch eine Tatsache auf: Sie ist überraschend klein, kompakt und handlich.
Bei der OM-1 handelt es sich um keine Systemkamera mit auswechselbarem Suchersystem und dennoch ist gerade der Prismensucher zu erwähnen. Das Sucherbild ist im Kontrast zur Kamera und im Vergleich zu anderen Spiegelreflexkameras überraschend groß – auch heute noch! Die Mattscheiben sind übrigens austauschbar.
Meine OM-1 ist ein Exemplar in „schwarz“ und bildet rein mechanisch mit seinem Tuchverschluss Zeiten von bis zu 1/1000. Im Gegensatz zum Nachfolger OM-2 mit elektronischem Verschluss funktioniert diese ganz ohne Batterie. Diese wird lediglich für die Belichtungsmessung benötigt. Für die Kamera ist auch ein Winder, eine große Objektivpalette und etliches Zubehör erhältlich.
Die Objektive der OM-Serie, die Zuikos, haben einen hervorragenden Ruf. Dabei sticht vor allem das 50er f1.4 nennenswert heraus. Ein Mythos besagt, dass vor allem die Exemplare ab der Seriennummer 1.100.000 besonders gut sein sollen. Aufgrund des Zeitenrings am Bajonett haben diese ein größeres Auflagemaß.
Die Kameras sind zum Zeitpunkt von diesem Artikel vor allem in chrom sehr günstig zu erstehen. Bei einem schönen Modell sollte man daher nicht lange zögern. Der Winder ist ein mögliches, aber nicht wirklich notwendiges Zubehör, denn was man an dieser Kamera besonders schätzen wird, ist deren kompakte Größe, der hervorragende Suche in Kombination mit den Optiken.
Neben der obligatorischen Bedienungsanleitung absolut lesenswert! „Die Welt des OM-Systems“ von Franz Prangerl. Die Bedienungsanleitung findet man beispielsweise als PDF unter butkus.org.
Weitere Bilder vom Testfilm unter Flickr: https://flic.kr/s/aHBqjAdj9e
Hallo Rainer, vielen Dank für die gelungene Hommage an diese herrliche Kamera. Die OM-1 ist in jeder Hinsicht ein Genuss, die Art wie Optik, Handhabung und Ergebnis zusammenkommen ist echt etwas ganz besonderes. Diese „ganzheitlich“ gelungene Art der OM ist es glaube ich auch, die die Geschichte vom dahinter stehenden Genie so schön und glaubhaft macht. Und in einigen kleinen Stories im Netz ist nachzulesen, das Maitani-san durchaus die M Leica als eine Inspiration in Sachen Haptik, Grösse und Qualität von Kameras kannte und schätzte.
Viele Grüße Stefan Kassel / Tübingen
Danke für die Rückmeldung. Meine Artikel sind bisschen „im Fluss“ und werden immer wieder mal ergänzt und erweitert. Technische Details stehen nicht immer so im Vordergrund. Auf jeden Fall ist die OM-1 im Gegensatz der damaligen „schweren Boliden“ von Nikon ein Bruch, Kontrastprogramm und Innovation. Soweit ich weiß, kam Maitani über eine Leica IIIf (ebenfalls auf meiner Website) zur Faszination Fotografie. Exemplare der M-Serie hatte seine Entwicklungsabteilung bestimmt auf dem Tisch. Die OM-1 sind auch heute noch sehr günstig zu haben. Das Zuiko 1.4 oder 1.2 steht noch auf meiner „Wunschliste“. Auch halte ich immer noch Ausschau nach einer PEN-F :-). Gruß aus Oberschwaben.