Praktina FX IIA – System-„Underdog“

1952 wird erstmals die Praktina in West- und Ostdeutschland vorgestellt und kommt 1953 als Praktina „FX“ offiziell in den Handel. Die drei Blitzanschlüsse wurden durch zwei PC-Anschlüsse ersetzt, das „FX“ steht F- und X-Blitzsynchronisation. Auf den ersten Blick lediglich eine weitere Spiegelreflexkamera, aber überhaupt keine gewöhnliche Kleinbildspiegelreflexkamera aus dem geteilten Deutschland. Es handelt sich um die erste Systemkamera mit austauschbaren Wechselsuchern, Mattscheiben, Federmotor bin hin zum Langfilmmagazin und war damit beispielsweise einer Nikon F um Jahre voraus. Die „Underdog“-Kamera wird unterschätzt, denn die diese für den professionellen Einsatz konstruierte Kamera hat damit im Bereich Systemkameras Pionierarbeit geleistet – den großen weltweiten Erfolg haben aber dann andere Kameramodelle und Hersteller bekommen.

Klingt etwas nach einer Paintball-Pistole, die Praktina FX IIA mit Federmotor.

Das System Praktina war, wie auch die Ihagee, ihrer Zeit voraus und eindeutig für den professionellen Einsatz gedacht. Entwickelt wurde die Praktina in den Kamera-Werken Niedersedlitz unter der Leitung von Siegfried Böhm, dessen Name später vor allem mit dem Erfolg der Praktica verwoben ist. Böhm wurde nichts in die Wiege gelegt. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und verließ das Erzgebirge in Richtung Dresden. Der Konstrukteur bei Zeiss Ikon bildete sich in den Abendsstunden fort. In der Nachkriegszeit wurde er von der Besatzungsmacht zu KW geschickt um die Produktion wieder aufzunehmen. Das war in Zeiten der Nachkriegszeit unter Besatzungsmacht, Reparationsleistungen und Materialmangel gar nicht so einfach. Der einstige Konstrukteur bei Zeiss Ikon AG stieg über den Umweg bei KW zum Technischen Direktor bei Pentacon auf. Das Schwesternmodell der Praktina FX im Mittelformat ist die wesentlich besser bekanntere Praktisix. Nach mehreren Änderungen bei der Blitzsynchronisation und Blendenautomatik kam 1958 der Nachfolger auf den Markt.

Die Praktina FX IIA erschien mit angepassten Verschlusszeiten und automatischer Blendenauslösung. 1961 verschwand die Modellreihe zugunsten der Praktica und dem M42 Bajonett völlig. Die Restmodelle der Praktina wurden allerdings noch ein paar Jahre abverkauft. Die hier gezeigt Praktina II A kostete 1961 mit dem Prismensucher und dem Pancolar etwa 575 DM, mit dem Waist-Level-Finder 535 DM.

Beim Pancolar 2/50 handelt es sich um einen vor allem namentlichen Nachfolger vom Flexon 2/50, welches wiederum auf dem Biotar 2/58 basiert. Auch nach heutigen Maßstäben ist der Sechslinser nicht nur ein gutes, sondern vor allem auch interessantes Objektiv. Das gravierte Gütezeichen „Q1“ der DDR steht für die „Ausgezeichnete Qualität“ im Vergleich zu anderen Produkten ihrer Zeit.

Das umfangreiche Zubehör vom Waist-Level-Finder bis hin zum Federmotor macht die Kamera auch heute noch interessant und reizvoll.

Die Rückwand ist komplett abnehmbar und nicht wie später üblich an einem Scharnier befestigt. Dadurch kann beispielsweise ein Langfilmmagazin angebracht werden.

Eine ganz andere Idee. Der eingebaute Newtonsucher.

Damals ein großes Thema, die richtige Blitzsynchronisation, welche bei der FX IIA mit einem Schalter unterhalb der Merkscheibe vorgenommen wird.

Heute ist es daher gar nicht so einfach eine funktionierende und gut erhaltene Praktina zu bekommen. Wie anderen mechanischen Kameras auch, tut einer dieser Stillstand auf dem Dachboden oder in der Sammlervitrine gar nicht gut. Meist löst sich auch die Belederung, dass ist kein Problem, denn ein perfekt sitzender Zuschnitt ist bei oldkamerafuchs.de kostengünstig zu erwerben.

Wer eine Praktina sein eigen nennt, hat eine recht ungewöhnliche, rein mechanische, massive Spiegelreflexkamera in der Hand die man nicht allzu häufig sieht.

Der Film ist noch nicht ganz voll. Testfotos kommen an dieser Stelle in Kürze!

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