Das Jupiter-3 (Юпитер-3) ist ein 50mm-Objektiv mit einer hohen Lichtstärke von 1.5 aus der Ära der sowjetischen Messsucher mit einem M39-Schraubgewinde oder Contax Bajonett. Ersteres macht das Objektiv vor allem für Schraubleicas oder beispielsweise eine Canon 7 interessant. Das Objektiv hat ein konkretes Vorbild und ist dennoch keine genaue Kopie davon: das Carl Zeiss Jena Sonnar 50mm f1.5.
Damit handelt es sich um einen 7-Linser in drei Gruppen. Die besondere Nähe zum Sonnar ist Teil der Nachkriegsgeschichte. Deutsches Know-how und Technik waren gefragt. Die Sowjets demontierten aus diesem Grund das Zeiss-Werk in Jena, um dann selbst Qualität „made in Germany“ zu liefern. So lief beispielsweise auch die Contax als „Kiev“ vom Band und auch aus dem Sonnar 50mm f1.5 wurde das „Jupiter-3“ 50mm f1.5. Entsprechend lange ist auch die Produktionszeit des Beuteobjektivs, welches von 1947 bis 1988 in leicht unterschiedlichen Varianten mit M39 Schraubgewinde und Contax Bajonett hergestellt wurde.
Es gibt einige Reviews zu dem Jupiter-3 mit positiven und negativen Meinungen, die entsprechend auch persönlich gefärbt sind. So gehen die Meinungen teils auseinander: Einige bemängeln die Schärfe im Vergleich zum echten Sonnar, andere schätzen den entsprechenden Look des Jupiter-3. Statt Bildergebnisse genau zu analysieren, versuche ich eher zu klären, was das Jupiter-3 ist und was es eben nicht ist. Ein wichtiger Punkt ist tatsächlich, womit fotografiere ich? Das Jupiter-3 ist auf die sowjetischen Messsucher kalibriert, die eben, wenn auch nur minimal, vom Leica-Standard abweichen.
Das kann zwar gelöst werden, oder man greift sicherheitshalber gleich zum Jupiter-3R. Daher stellt sich tatsächlich die Frage danach, womit fotografiere ich. Meine persönliche Meinung ist daher, dass sich das Jupiter-3 am wohlsten an einem analogen Body von Zorki fühlt oder man adaptiert das Objektiv an eine spiegellose Kamera.
Das Objektiv hat typisch für Messsucher eine Nahgrenze von 1 Meter. Das klingt erstmal „nah“ genug, ist es aber in der Praxis häufig nicht.
Das Objektiv hat beeindruckende 13 Blendenlamellen, was sich entsprechend auf das Bokeh auswirkt.
Die Blende von f1.5 bis f22 ist klicklos, lässt sich also stufenlos verstellen, was für Filmemacher interessant sein könnte. Was stört, ist, dass die Blende am vorderen Ring eingestellt wird. Daher besteht tatsächlich die Gefahr, dass man diese beim fokussieren unbeabsichtigt verstellt.
Das Objektiv hat eine recht kleine Baugröße. Der Objektivkorpus ist aus Aluminium und entsprechend auch etwas anfälliger.
Die frühen Jupiter-3 sind gar nicht vergütet und entsprechend auch anfälliger gegenüber Streulicht. Die späteren Jupiter-3 sind vielleicht einfacher vergütet was am Frontring und der blauviolett schimmernden Vergütung erkennbar ist.
Wie alt ist mein Objektiv? Die beiden ersten Ziffern der Seriennummer geben Aufschluss über das Produktionsjahr, was damit mein Objektiv auf das Jahr 1957 datiert.
Wenn man den Look des Objektivs beschreiben will, kann man vielleicht zusammenfassen, dass es sich um kein Schärfe- oder Bokehwunder handelt, sondern eher um einen lichtstarken Allrounder. Das Jupiter-3 hat bekanntermaßen eine recht gute Schärfe im Zentrum mit abfallender Schärfeleistung in den Ecken. Das kann als Manko gesehen werden oder den Fotos einen „Dreamy Look“ verleihen. Durch die hohe Lichtstärke ist es entsprechend gut möglich, Motive im Vordergrund freizustellen. Das Jupiter-3 hat damit auf jeden Fall einen eigenen Charakter, den man schätzt oder auch nicht.
Von Brennweite und Lichtstärke vergleichbare Optiken sind meist entsprechend besser, aber oft auch vielfach teurer und liefern vielleicht eher einen „nüchternen“ statt eines „fehlerhaften“, aber genau „gesuchten“ Looks. Daher sollte man das Jupiter-3 vielleicht gar nicht so kritisch dem Sonnar gegenüberstellen. Daher gibt es an dieser Stelle kein wirkliches Plädoyer für oder gegen das Jupiter-3, sondern bei Gelegenheit in Preis und Zustand: kaufen und ausprobieren.