Deutsches Kameramuseum in Plech

Bereits die Verkehrsinsel zu Plech verrät, dort dreht sich nicht nur der Verkehr, sondern wohl viel mehr um das Thema Fotografie und Film. Aus diesem Grunde wird man in Plech bereits mit einer überdimensionalen Kamera auf dem Kreisverkehr begrüßt, denn hier befindet sich seit Dezember 2011 das „Deutsche Kameramuseum“. Dieses wurde auf die Initiative von Kurt Tauber, Andreas Wolf (zweiter Vorsitzender und technischer Leiter) und weiteren Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Von der Onlinepräsenz der Sammlung Kurt Tauber hat das Museum in Plech bereits seit Jahren eine reale Verortung gefunden.

Ich, Andi „Mr. Retina“, Fotografieblogger Marc aus Aachen und Sammler und Fotografienethusiasten Friedrich und Fabian sind gespannt auf die ausgestellten Exponate, welche es in der Schulstraße 8 in Plech zu entdecken gilt.

Auf über 250 Quadratmetern wird in mehreren Räumen exemplarisch die Geschichte der deutschen und internationalen Foto- und Filmgeschichte gezeigt. Exemplarisch, denn die gesamte Sammlung umfasst aktuell mehr als 30.000 Exponate, welche teils in Depots gelagert sind. Kurt Tauber, Journalist, Fotograf und interessanterweise auch Galerist, begründete mit Andreas Wolf und weiteren Sammlerkollegen das „Deutsche Kameramuseum“, welches dann aufgrund Sammlungszusammenführungen, wie beispielsweise dem ehemaligen Zeiler Fotomuseum von Dr. Gerhard Binder und privaten Spenden wuchs und auch noch heute weiter wächst.

Im langgestreckten Kamerasaal befindet sich ein chronologischer Rundgang durch die Kamerageschichte der letzten Jahrzehnte. Die weiteren Räume witmen sich beispielsweise Schwerpunkten wie Laboreinrichtung, Filmkameras und Projektionstechnik.

Ein sehenswertes Highlight ist der Wiederaufbau des ostfriesischen Fotofachgeschäftes „Photo Fischer“ aus den 1950er Jahren. In diesem fehlt bei unserem Besuch nicht mal der entsprechende Fachmann. Georg Klerner-Preiß, ehemals Foto-Einzelhandelskaufmann, führt uns durch den Laden und macht Lust auf noch mehr Fotografie.

Ziel des gemeinnützigen Museums ist es nicht nur Technik zu erhalten, zu zeigen und zu dokumentieren, sondern auch der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen. Ein Schatz zur Recherche für wissenschaftliche und redaktionelle Zwecke befindet sich daher tatsächlich hinter der mit Filmen bestückten künstlichen Wand des Fotofachgeschäftes. Hier lagert ein Fundus an Foto- und Fachzeitschriften und Katalogen der letzten Jahrzehnte. Ein unzähligen weiteren so nicht sichtbaren Fundus bilden die vom Museum digitalisieren Printmedien. Zum eigentlichen Museumsbetrieb und dem Erhalt der Exponate gehören damit auch die unmittelbaren Aufgaben wie Pflege der Online-Datenbank bis hin zur Organisation der Depots und Aufnahme neuer Objekte.

„Geht nicht, gibts nicht!“. Auch ein Arbeitsplatz vom „Photodoc“ aus Pforzheim, an welchem im kreativen Chaos Fototechnik noch Reparaturen und Wartungen stattgefunden haben, findet sich in der Ausstellung nachempfunden wieder. Fotoapparate waren schon immer und noch mehr in Zeiten der Nachkriegszeit eine teure und ebenso langfristige Anschaffung. In Gegensatz zu heutigen Produkten mit manchmal kurzen Produktlebenszyklen oder gar einer geplanter Obsoleszenz, wurden zur damaliger Zeit Kameras zur Reparatur gebracht. Leider werden derartige Feinmechaniker und Spezialisten wie der „Photodoc“ für Fototechnik in den letzten Jahren immer seltener oder verschwinden ganz. Mit Ihnen aber meist auch das KnowHow und wertvolle Ersatzteile um Technik weiterhin am laufen zu halten.

Wesentlich größer als das Modell der Kamera auf dem Kreisverkehr, ist die echte 4,40 Meter große Reprokamera aus dem Hause Falz und Werner mit elektrischer Lichtbogenbeleuchtung und einer gigantischen Mattscheibe um beispielsweise großformatige Karten zu reproduzieren – ein „Grossformatscanner“ der 1930er Jahre.

Ob Arriflex Filmkameras vom Fernsehjournalisten Detlev Ruge welche Zeitgeschichte dokumentiert haben bis hin zur Hochgeschindigkeitskamera Pentazet 35 ZL1. Letztere konnte beispielsweise bis zu 40.000 Einzelbilder pro Sekunde festhalten, was analogem Filmmaterial von etwa 40 Meter Film pro Sekunde entspricht.

Getragen wird das Museum durch das ehrenamtliche Engagement des Museumsteams und Fördervereins, deren Mitglieder meist eine tiefe berufliche oder private Beziehung zu den jeweiligen Fachgebieten mitbringen. Der Besucher hat es daher mit Experten auf ihren jeweiligen Gebieten zu tun. Wer das Museum eigeninitiativ entdecken möchte, der kann den kostenlosen Audioguides des Museums nutzen und hierfür sogar den hauseigenen Hotspot nutzen.

Neben den wenigen hier kurz genannten Exponaten gibt es in Plech noch einiges zu entdecken. Daher ein „Muss“ für bestehende Fotoenthusiasten oder jene die es noch werden können. Das Museum ist darüberhinaus auch Anlaufpunkt, um entsprechende Exponate in entsprechende Hände zu geben, oder um an „Schätzsonntagen“ zumindest eine fachliche Einschätzung zu erhalten. Ein Fotowalk durch die Fränkische Schweiz kann in einem abschließenden Besuch im Kameramuseum entsprechend abgerundet werden.

Das Museum befindet sich im Obergeschoss der Grundschule in Plech in der Schulstraße 8. Dank des Außenaufzuges ist das Museum übrigens auch barrierefrei zu erreichen. Das Museum ist aktuell von Februar bis November jeweils Sonntags von 11:00 bis 17:00 geöffnet. Kostenlose Parkplätze stehen direkt davor zur Verfügung. Fotoausstellungen, Foto- und Filmbörse und Workshops bereichern die Dauerausstellung, so dass ein Blick auf den Veranstaltungskalender vor einem geplanten Besuch immer lohnt.

kameramuseum.de

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