Die Faszination für analoge Kameras ist ungebrochen, doch mit dem Alter dieser Geräte kommen oft technische Herausforderungen. Besonders Verschlüsse können aufgrund ihres hohen Alters ungenau werden, was dann trotz richtiger Zeit-Blenden-Kombinationen zu über- oder unterbelichteten Fotos führt. Doch wie kann man die Verschlusszeiten dieser Kameras zuverlässig messen? Traditionelle Messgeräte sind oft sperrig, teuer und unhandlich, was spontane Tests auf Fotobörsen nahezu unmöglich macht. Zum Glück gibt es jetzt eine kompakte und kostengünstige Lösung: Die App „Shutter-Speed“ von Lukas Fritz und seiner Filmomat GmbH. Diese App nutzt das Mikrofon des Smartphones, um die Geräusche des Verschlusses zu analysieren und damit die Verschlusszeiten zu messen. Besonders gut funktioniert dies bei Zentralverschlüssen, aber auch bei Tuch- oder Schlitzverschlüssen von SLR-Kameras sind präzise Messungen möglich, sofern die Verschlusszeiten 1/60 Sekunde oder länger betragen.
Zusätzlich zur App gibt es dann noch den „PhotoPlug“, ein kleines Zubehör für etwa € 40. Der PhotoPlug, der einfach in die Kopfhörerbuchse des Smartphones gesteckt wird, enthält einen Lichtsensor und wird damit zum „Lichtmikrofon“. Dieser Sensor misst das Licht, das durch die Kamera fällt, ohne dass externe Batterien erforderlich sind. Dank der kleinen Bauweise von wenigen Zentimetern kann man den PhotoPlug problemlos überallhin mitnehmen und beispielsweise eine Kamera direkt vor Ort testen.
Die Anwendung ist simpel: Licht muss durch den geöffneten Verschluss auf das fotoelektrische Element fallen. Die App verarbeitet das Signal und stellt die Ergebnisse grafisch dar. Dabei bilden sich zwei grafische Peaks zwischen Verschluss öffnet sich und Verschluss hat sich geschlossen. Die beiden blauen Messpunkte werden dann auf die entsprechenden Ausschläge geführt und mit der eingestellten Verschlusszeit abgeglichen. So können die gemessenen Verschlusszeiten mit den Soll-Zeiten verglichen und Abweichungen sofort erkannt werden. Sollte die gemessene Zeit vom Sollwert abweichen, errechnet die App einen Korrekturwert, der an der Kamera eingestellt werden kann, um dennoch exakt belichtete Aufnahmen zu erzielen.
Um verlässliche Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt es sich, mehrere Messungen durchzuführen, da eine einzelne Messung ungenau sein kann. Eine nützliche Funktion der App ist die Möglichkeit, eine Datenbank für verschiedene Kameras anzulegen. Wer sich für diese App interessiert, besitzt vermutlich mehrere Kameras und kann so die Ergebnisse übersichtlich verwalten.
Um den PhotoPlug zu verwenden, benötigt man ein kompatibles Smartphone mit Klinkenbuchse, womit mein eigentliches Smartphone mit dem Apfel schon mal rausfällt. Die Shutter-Speed-App muss separat im App Store oder Google Play Store erworben werden und ist nicht Teil des PhotoPlug-Angebots. Außerdem wird eine helle Lichtquelle benötigt, wie eine Lampe oder das Sonnenlicht. Leuchtstofflampen sind aufgrund ihres flackernden Lichts nicht geeignet, da sie nicht konstantes Licht emittieren. Das Flackern, das für das menschliche Auge oft nicht sichtbar ist, kann zu ungenauen Messergebnissen führen. Eine gleichmäßige, konstante Lichtquelle ist daher entscheidend für präzise Messungen. Eine kurze Bedienungsanleitung liegt bei. Die Kombination aus Shutter-Speed App und PhotoPlug bietet daher eine recht praktische und kostengünstige Möglichkeit, die Verschlusszeiten alter Kameras präzise zu messen und ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen.