„Das Fenster zum Hof“ – Ihagee Exakta Varex (…hier die IIA)

Bildnummer: 53690510 Datum: 29.12.1954 Copyright: imago/Granata Images James Stewart und Grace Kelly IN – Das Fenster zum Hof – erworbene Lizenz: Rights Managed-Web

James Stewart verkörpert im Thriller von Alfred Hitchcock “Das Fenster zum Hof“ einen freiheitsliebenden Fotojournalisten und Weltenbummler. Nach einem Arbeitsunfall sitzt dieser erstmal mit gebrochenen Bein im Rollstuhl und kann sein New Yorker Appartement nicht verlassen. Getrieben aus einer Mischung von Neugier, Langeweile und Voyeurismus beobachtet er das bunte Treiben seiner Nachbarschaft. Neben dem “einsamen Herz“, “Miss Torso“ oder dem „Pianisten“ beobachtet er unter anderem das eher langweilige Ehepaar Thorwald. Als Mrs. Thorwald eines Nachts verschwindet ist
der Fotojournalist davon überzeugt, dass sich der Ehemann seiner Ehefrau entledigt hat. Weder seine Verlobte, gespielt von Grace Kelly, seine Krankenschwester, noch sein Freund von der Polizei lassen sich von seinen Theorien so recht überzeugen. Von Neugier gepackt, begibt sich der Journalist und seine Verlobte zunehmend in Lebensgefahr. Die entsprechende Ihagee Exakte VX, beziehungsweise das Kamerazubehör, rettet ihm letztlich das Leben, indem er seinen Angreifer aus der Dunkelheit heraus mit dem Blitz blendet. Dabei rettet er sein Leben, bricht sich aber auch noch das zweite Bein.

Bleibt die berechtigte spannende Frage, wie ein fototechnisches Produkt der DDR den Weg in eine Hollywood Filmproduktion findet. Das ist gar nicht so ungewöhnlich, denn die Exakta war ein devisenbringendes Exportprodukt der DDR mit einem scheinbar endlosen Zubehörangebot für sämtliche fotografischen Aufgaben und einem ganzen Arsenal an Objektiven. So befindet sich auch auf meiner Exakta IIA der geätzte Hinweis U.S.S.R OCCUPIED.

Zur Geschichte der Ihagee. Der Holländer Johan Steenbergen wird nach Dresden geschickt, um gemäß den Fußstapfen seines Vaters in die Textilindustrie einzusteigen. Doch der junge Steenbergen hat anderes im Sinn. Nach dem Tod des Vaters nicht mehr an Verpflichtungen gebunden, beginnt er bei der Ernemann AG, um daraufhin seine eigene Firma zu gründen. 1912 gründet er die „Industrie- und Handelsgesellschaft mbH“, welche später in Ihagee umbenannt wird. Mit Karl Nüchterlein gewinnt die Ihagee einen talentierten Mechaniker und Konstrukteur. Der Konstrukteur der Kine Exakta erlebte allerdings die Umsetzung seiner Pläne nicht mehr, da er zur Wehrmacht eingezogen wurde und seit 1945 in Jugoslawien als vermisst gilt. Bahnbrechende Leistung von Ihagee war die Entwicklung der
ersten Spiegelreflexkamera für 35mm Film.
Im Jahr 1941 wird das Unternehmen von den Nationalsozialisten konfisziert. Steenbergen verlässt mit seiner Frau jüdischer Abstammung Dresden, emigriert zunächst in die USA, um später nach Westdeutschland als Honorarkonsul nach Hannover zurückzukehren. Das Ihagee Kamerawerk wird im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, zieht in neue Räumlichkeiten um die Produktion unter Verwaltung wieder aufzunehmen. Nach vielen Rechtsstreitigkeiten zwischen Ost und West verliert das Unternehmen zunehmend an Bedeutung gegenüber der VBE und schließt seine Türen für immer. 

Die hier vorgestellte Ihagee EXAKTA Varex IIA gilt als Höhepunkt der Modellreihe und Weiterentwicklung der Kine EXAKTA, welche das Dresdner Werk verlassen hat. Aufgrund des gravierten Schriftzuges und einer Verschlusszeit von 1/150 handelt es sich um ein frühes Modell um 1956. Später wurde auf diese Verschlusszeit verzichtet und der Schriftzug geprägt. 

Beim Sucher handelt es sich weniger um eine Mattscheibe, sondern mehr um eine Feldlinse mit mattierter Unterseite. Ähnlich wie bei der Voigtländer Brillant oder einer Lubitel ist das Sucherbild entsprechend sehr hell und klar. 

Außergewöhnlich modern zum Rest der Kamera wirkt die farblich eloxierte Aufnahmespule.

 Auch noch heute ungewöhnlich und für die Exakta typisch ist das Filmschneidemesser um einen Film teilbelichtet zu entnehmen

Wer sich näher mit dem Exaktasystem beschäftigen möchte, dem lege ich den Internetblog www.exakta-kamera.de von Adrian Langhammer nahe.

Fotos vom ersten Testfilm mit Biotar unter Flickr https://flic.kr/s/aHBqjA1ZeQ

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