KI-Kunst boomt und die Reaktionen auf künstliche Intelligenzen wie Midjourney oder DALL-E2, sind sehr gemischt. Beide Plattformen erzeugen eigenständig neue, nicht wiederholbare Bilder. Einzige Voraussetzung ist, dass man der KI entsprechende Anregungen, so genannte „prompts“, gibt. Der Benutzer schlüpft damit mehr in die Rolle eines Autors, während das visuelle Ergebnis nicht mehr von diesem umgesetzt wird. Grenzen der Fantasie und Vorstellung gibt es dabei scheinbar kaum. Die Berechnung erfolgt auf leistungsstarken Servern in weniger als einer Minute und liefert gleich vier unterschiedliche Varianten. Das Endergebnis tarnt sich gegenüber dem Betrachter als vermeintliches Foto, wobei die KI ebenso in der Lage ist, sämtliche künstlerische Techniken oder gar den Stil eines bestimmten Künstlers, Brennweiten und Objektive zu imitieren. Promtgeneratoren helfen die Vorgaben noch genauer zu formulieren und damit der Bildidee auf Knopfdruck noch schneller näher zu kommen. Derartige Plattformen werfen daher nicht umsonst bei kreativen Berufszweigen die unbequeme Frage auf „Wie wahrscheinlich ist es, durch eine Maschine ersetzt zu werden?“, „In weit ist Know-How zukünftig noch gefragt, wenn KI diese abnimmt?“.
Anlass genug sich mit derartigen künstlichen Intelligenzen auseinanderzusetzen und offen aber auch kritisch zu hinterfragen. Bedenkt man, dass die Technik noch in den Kinderschuhen steckt, sind die Ergebnisse mehr als beeindruckend und deshalb durchaus verlockend. Das „Ende der Kunst oder Kreativität“ sehe ich noch nicht in Gefahr. Zu sehr ist künstlerisches Arbeiten nicht nur technisches Know-how, sondern auch mit Erlebnissen, Erfahrung, Biografie und Botschaft verknüpft. Das eigentliche Kunstwerk letztlich nur die „Spur eines künstlerischen Prozesses“.
Dennoch ist KI Bereichen der Künste und Kreativität einen Schritt nähergekommen und noch lange nicht am Endpunkt angelangt. Die aktuellen Bildgeneratoren werden sich weiter entwickeln und noch leistungsstärkere hinzukommen. In der Fotografie und Bildbearbeitung ist Software mit KI zum Zeitpunkt von diesem Artikel bereits etwas länger im Gebrauch. In der Digitalfotografie greift Software bereits unbemerkt und ungewollt ein. Fotografie war ohnehin nie ein objektives und neutrales Medium zur Abbildung von Wirklichkeit. Neu nur die veränderte Rolle zum Autor und eine fast vollständige, genzenlose und ortsunabhängige Bildgenese. Grund zur Sorge? Historisch kann man rückblickend sagen, dass neuen technischen Innovationen, Hilfsmitteln oder neuen künstlerischen Ausdrucksformen immer schon eine Welle von Kritik und Ängsten entgegenschlug. So erging es seinerzeit nicht nur den Impressionisten, sondern auch der Technik der Fotografie selbst. Lediglich zwei Beispiele, deren einst die Berechtigung einer Kunstform abgesprochen wurde. Vielleicht verhält es sich bei Kunstschaffenden die KI bewusst als Werkzeug für neue kreative Prozesse einsetzen einmal im Rückblick ebenso.