Die Bergheil, die Kamera der Anspruchsvollen. So jedenfalls die Bewerbung der Kamera durch die Firma Voigtländer. Bei der Bergheil handelt es sich um das Topmodell im Bereich der Plattenkameras, gefolgt von der bereits gehobenen AVUS und dem einfacheren Modell in Form der VAG. Bei der Kamera handelt es sich um eine klassisch aufgebaute Laufbodenkamera aus dem Hause Voigtländer, welche von etwa 1912 bis 1936 hergestellt wurde. Erhältlich war die Bergheil dabei für ganz unterschiedliche Aufnahmeformate 4,5×6, 6,5×9, 9×12 und 10×15. 10×15 war meist das Postkartenformat für entsprechende Kontaktabzüge. Mit der wachsenden Beliebtheit des Rollfilms, der Benutzung von Vergrößern statt Kontaktabzügen, ging auch die Bedeutung der Plattenkameras zurück. Zum diskreten Fotografieren „heute“ eignet sich die Kamera bedingt. Nicht wegen der Qualität, sondern weil die Kamera optisch sehr aus der Zeit fällt. Sehr schnell findet sich Interesse, dem sich in der Regel interessante Gespräche anschließen und die geplante Fototour zum spontanen Vortrag über die analoge Fotografie früher, heute und Zukunft wird.
Mit mehr als doppeltem Auszug, einer Höhen- und Seitenverstellung, Schnellwechselbajonett um Verschluss und Objektiv zu wechseln, drei Stativgewinden, einem Sportrahmen- und Brillantsucher und der sehr guten Verarbeitung kostete das Standardmodell in der Größe 9×12 bereits mehr als 200 Reichsmark. Neben der Standardversion in schwarzer Belederung gab es die Kamera in der Luxusbelederung grün und entsprechenden Sondermodelle.
Aufgrund der Bauweise ist die Bergheil eine äußerst kompakte Kamera bis hin zum Großformat. Die Bergheil ist wegen der sehr massiven Bauweise aber auch deutlich schwerer als ähnliche Modelle.
Als Objektiv findet sich bei der Bergheil in der Regel ein Heliar, seltener ein Radiar, Collinear oder Dynar. Das Heliar wurde 1900 von Hartung für die Firma Voigtländer patentiert und entwickelt. Es war bereits damals für eine sehr ausgewogene Bildwirkung bekannt und als Altglas bis heute begehrt. Im Gegensatz zum Tessar war es aufwendiger und entsprechend teurer herzustellen. Damals noch unvergütet sind die Objektive empfindlich gegen Streulicht, was mit einer entsprechenden Blende gelöst werden kann. Als Color-Heliar, unter weiteren Bezeichnungen oder Jubiläumsausgabe erschienen, hat das Heliar heute nur noch als lizensierte Marke überlebt.
- Hochwertiges Objektiv
- Hochwertige Verarbeitung
- Mehr als doppelter Auszug des Balgens
- Brillantsucher
- Sportrahmensucher
- drei Stativgewinde
- Höhen- und Seitenverstellung des Balgens
- zwei Wasserwaagen
- Tiefenschärfetabelle als Metallplakette
Beeindruckend die Qualität und Unempfindlichkeit der Kameras, welche meist mit wenig Restaurierungsaufwand nach jahrzehntelanger Nichtbenutzung und nicht optimaler Lagerung wieder funktionsfähig sind.
Als Plattenkamera arbeitete man klassischerweise mit dem Mattscheibenrückteil und der Kassette für Glasplatten oder mit Einlage für Planfilm. In Kombination mit einer Rollfilmkassette aus dem Hause Rollex, Rada oder Eigenkonstruktion aus dem 3D-Drucker wird die Bergheil schnell zur Rollfilmkamera.
Beim Fotografieren drauf achten, dass der Balgen vorn eingehakt ist und nicht durchhängt, damit auf dem Negativ wirklich alles drauf ist. Der Brilliantsucher für die Bauch- und Froschperspektive scheint mir arg nach vorn gebogen zu sein, also vorerst unbrauchbar.
Mit den Planfilmeilagen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Bei den originalen Voigtländerkassetten lässt sich der Planfilm gut auf eine alte Glasplatte klemmen und liegt meist absolut plan. So lässt sich die Abbildungsqualität des Heliars auch wenig abgeblendet, voll ausnutzen.
Bin gespannt auf die Fotos mit der Bergheil.
Gut Licht!
Die Bergheil, neben der AVUS, auf jeden Fall eine Kamera die nicht in der Vitrine stehen muss. Ich habe die 9×12 und 6×9. Mangels der Menge an Planfilmeinlagen habe ich tatsächlich auch den Planfilm eingespannt. Bilder kommen hoffentlich mal bald, erst kürzlich mit der Bergheil wieder fotografiert.
Planfilmeinlagen sind in Polen neu erhältlich