Die Super Ikontas waren die professionellen robusten „Arbeitspferde“ aus dem Hause Zeiss Ikon fürs Mittelformat. Beim gezeigten Modell handelt es sich um das Nachkriegsmodell einer Super Ikonta B 532/16, also aus einer Zeit nach der Zerschlagung von Zeiss in Ost und West. Die 532/16 wurde von 1937 bis in die Nachkriegszeit von 1955 mit leichten Abwandlungen produziert. So ist der Drehkeil bei den Vorkriegsmodellen in der Regel schwarz lackiert, die Gravuren vom noch unvergüteten Objektiv noch in Zentimeter angegeben.
Auch handelt es sich hier bereits um Super Ikontas der „zweiten Generation“ was meint, dass die Modellvielfalt auf Format 6×6 reduziert wurde und sich die Kamera von oben nach unten und nicht mehr seitlich öffnen lässt. Bei den Super Ikontas handelt es sich um echte Meßsucherkameras, da Sucher und Entfernungsmesser in einem Fenster vereint sind.
Der für die frühen Super Ikontas typische Drehkeil zur Entfernungsmessung ist immer noch nach außen verlagert, muss aber nicht mehr wie bei den Vorgängern ausgeklappt werden bevor dieser dann in der letzten Modellreihe der Super Ikontas verschwindet.
Als Kamera der Nachkriegszeit ist das Zeiss Opton „Adlerauge“ Tessar 80mm f2,8 „T“ bereits entsprechend vergütet, was das Objektiv unempfindlicher gegenüber Streulicht und besser geeignet für die Farbfotografie macht. Der rein mechanische Synchro Compur Verschluss bildet Verschlusszeiten von bis zu 1/500 Sekunden.
Die Kameras sind verhältnismäßig groß, schwer und robust gebaut. Im Gegensatz zum Nachfolger ist die Kamera auch zusammengeklappt zwar noch recht transportabel, aber doch schon an den Grenzen für die Jacken oder Hosentasche.
Der automatische Filmtransport mit Doppelbelichtungssperre macht die Kontrolle des Rotlichtfenster eigentlich überflüssig. Leider stimmt die Position des Fensters nicht mit den 6×6 Marken von heutigen Rollfilmen überein.
Der Filmtransport und die Auslösesperre ist daher einerseits praktisch, kann aber ebenso schnell zur Falle werden. Ist der Film eingelegt und im Rotfenster entsprechend weit transportiert, muss das Zählwerk zunächst heruntergedrückt werden und die Scheibe auf Bild 1 gedreht werden. Erst dann wird der Film korrekt weitertransportiert und die Auslösesperre entsprechend aufgehoben. Auf einen 120er Rollfilm passen dabei nur 11 statt der üblichen 12 Aufnahmen um Überlappungen mit ausreichend großen Abständen zu entgegnen. Nach dem Bild 11 wird der Verschluss allerdings nicht mehr gespannt und der Film nur noch vollständig abgewickelt.
Auch bei dieser 532/16 vom Fotoflohmarkt in Lichtensteig / Schweiz stimmte etwas nicht ganz mit der Synchronisation zwischen der Filmtransport und der Freigabe des Auslösers, ein Problem, dass ich allerdings bei einem Zwischenstopp im Schnellimbiss mit dem großen „M“, einer Münze und einem entliehenen Kugelschreiber einer dortigen Mitarbeiterin schnell behoben werden konnte.
Wenn der Auslöser dennoch einmal blockiert sein sollte, lässt sich der Verschluss noch händisch über das Auslösegestänge auslösen und macht somit beispielsweise doch Mehrfachbelichtungen möglich.
Die Super Ikonta ist, wie schon der Name sagt, „super“. Es ist die erste Kamera mit einem Meßsucher. Allerdings zeichnet das Tessar 2,8/80 bei voller Öffnung etwas weich, was kein Nachteil sein muß, da moderne Objektive zu scharf zeichnen, wenn man es gar nicht so scharf haben will. Ein Naheinstellgerät (Contameter mit drei Nahlinsen im Leuchtrahmen (30, 50, 100 mm) überbrückt die kurze Entfernungseinstellung des Standardobjektivs von 1,6m. Die Kamera ist ein „Hingucker“ und sammelt Komplimente ein, so oft, daß man manchmal gar nicht zum Photographieren kommt.