Eine Quelle Kamera? Von Herrn H. habe ich eine Revueflex SM 302 seines Großonkels, ein „klassisches Schätzchen“ der fotobegeisterten „kleinen Leute“ von Foto Quelle mit drei Objektiven erhalten. Fotohaus für die „kleinen Leute“? In den 80igern träumte der normale Jugendliche oder Arbeiter vielleicht von einer hochwertigen Nikon die auf Werbeplakaten prangerte – erreichbar war so eine Profikamera jedenfalls für mich als damals 11jährigen und jungen Foto Quelle-Kunde nicht. Auch für meinen eigenen Großvater waren Kameras und Objektiv teure Anschaffungen, die er sich selbst und auch uns Enkeln ermöglichte. Entsprechender wurden die Dinge in einer Wertschätzung gehegt und gepflegt und in Zeiten jenseits von geplante Obsoleszenz waren diese auch nach Jahren weder gänzlich überholt noch irreparabel. Foto Quelle hat damit sicherlich wie auch Foto Porst zu einer Demokratisierung von Fotografie beigetragen, Schnäppchen waren die Angebote damals allerdings nicht.
Zurück zur eigentlichen Kamera. Mit 725g ist der Body aus Metall sowohl schwer, wertig und massiv gebaut und damit im völligen Kontrast zu den späteren SLRs aus der Polycarbonatzeit.
Der rein mechanische vertikal ablaufenden Copal Metallschlitzverschluss bildet Verschlusszeiten von bis zu 1/1000s.
Der Kameraboden verrät schnell, das die Kamera aus dem fränkischen Nürnberg eigentlich eine Japanerin ist. Foto Quelle, ehemals das „größte Fotohaus der Welt“ hat selbst keine Kameras gebaut, diese aber aus Ost und Fernost importiert und unter der Hausmarke „Revue“ gelabelt. Hinter den eigentlichen Herstellern verbergen sich daher meist bekannte Hersteller wie Chinon, Cosina, Konica oder KMZ.
Das macht die RevueFlex SM 302 eigentlich zu einer Cosina Hi-Lite 405 und die ist durchaus interessant. Cosina war dabei nicht nur für das fränkische Fotohaus, sondern arbeitet(e) im Auftrag für namhafte Fotoherstelller von Voigtländer, Zeiss bis Fuji, welche sich das Know-how von Cosina zu Nutze machen.
Bin ich mir sicher? Ja, denn auch in der Bedienungsanleitung „Printed in Japan“ haben die Übersetzer selbst einmal übersehen die Bezeichnung „Cosina Hi-Lite 405“ durch „Revueflex SM 302“ zu ersetzen. Dennoch gibt es kleine Unterschiede zur Cosina, eher gesagt wenige Details. Dazu gehört beispielsweise die Position der Blitzbuchsen, die vertauschen Markierungen am Wahlrad zur Belichtungsmessung, die Form des Schnellschalthebels oder der Rahmen des Batterietestknopfs.
Ein richtiges „Hi-Lite“ für eine Kamera mit M42 dieser Zeit ist, dass die Kamera sowohl Spot- als auch Integralmessung anbietet, welche über einen Wahlschalter unterhalb des Rückspulknopfes ausgewählt werden kann.
Das ist etwas an welchem andere namhafte Hersteller lange daran gescheitert sind. Etwas ungewohnt ist die Aktivierung der Belichtungsmessung. Wird der Auslöser leicht gedrückt aktiviert sich mit einem „Plong“ der Belichtungsmesser. Die Nadel im Sucher zeigt dann die richtige oder eine Überbelichtung (+) oder Unterbelichtung (-) an.
Die Kamera besitzt auch eine Auslösesperre, kleine aber praktische Details die nicht jede SLR zu bieten hat.
Bei voller Batterie leuchtet keine grüne, sondern eine rote Status-LED, eben eine Kamera aus einer Zeit, in welcher rote LEDs der Standard waren.
Das früher aus der Mode gekommene M42 Bajonett macht die Kamera heute zu einem Universalbody, an welchen hunderte Objektive problemlos verwendet werden können. Wenn Quelle den Body in Fernost eingekauft hat, ist es wahrscheinlich, dass es sich bei den drei Objektiven ebenso um Produkte aus dem Sortiment von Cosina handelt. Mit dabei der Lichtriese und Klassiker von Foto Quelle, dem Revuenon 55mm mit f1.4. Hinter diesem steckt beispielsweise das Cosina Cosinon Auto 55mm f1.4.
Damit handelt es sich bei der RevueFlex SM 302 aka Cosina Hi-Lite 405 um eine solide verarbeitete Spiegelreflexkamera der 70er Jahre die mit ein paar kleinen Highlights aufwartet die manch anderer Kamera mit M42 Bajonett ihrer Zeit fehlten. Dafür sage ich für meine kleine Sammlung: Vielen Dank! Die Kamera bleibt damit in wertschätzenden Händen, Bilder folgen hier in Kürze.
Mal wieder ein sehr schöner Artikel von Dir. Interessant, was
auch „Underdogs“ doch für Finessen bieten können.