Lomo Sokol Automat – Der Falke

Von Denis Tonti ( handgefertigte Unikate aus Berlin www.denistonti-pipes.com ) hat mich ein LOMO Sokol Automat erreicht. Vielen Dank und Grüße nach Berlin. Der Sokol, übersetzt der „Falke“, ist eine Meßsucherkamera aus dem Hause, der Leningrad Optical Mechanical Association. Das sehr eckige und kantige Design lässt eigentlich erstmal weniger sowjetisches Modell dahinter vermuten. In den Jahren 1966 bis 1978 hat der „Falke“ immer wieder eine kleine Evolution erlebt. Als Kamera für das Inland und den Export existieren ganz unterschiedliche Varianten in romanischen und kyrillischen Lettern oder als devisenbringendes Exportmodell als Revue Auto RS für Foto Quelle gelabelt. Hier ist die Kamera in der dritten Version mit X und M Blitzsynchronisation zu sehen, das Modell scheint daher aus den Jahren 1972-75 zu stammen.

Auch Jahrzehnte später wirkt das Design aus Chrom, Glas, Leder und Metall und den leicht messingfarbenen romanischen Lettern nicht überholt, sondern stylisch, modern, „retroschick“. Durch die robuste Bauweise und die gewählten Materialien bringt der Meßsucher damit doch stolze 816 Gramm auf die Waage.

Interessanterweise kam die Kamera 1966 zeitgleich mit der bekannten Yashica Electro 35 auf den Markt. Beide Meßsucher verfolgen dabei recht ähnliche Ansätze, daher lohnt es sich tatsächlich die beiden Kameras im Vergleich anzuschauen. Während die Electro 35 beim sechlinsigen Objektiv mit hervorragendem Ruf und korrekter fliesender Verschlusszeiten punktet, hat der Falke in einem anderen wichtigen Punkt tatsächlich die „Krallen“ vorn: Volle Kontrolle!

Die Kamera lässt sich im Gegensatz zu Electro 35 außerhalb des Automatikmodus vollkommen manuell bedienen, Blende und Verschlusszeit sind damit unabhängig von einer Automatik frei wählbar. Der Sokol Automat löst auch ohne Batterie einschränkungslos aus, während die Electro 35 stromlos und damit ohne die Hilfe derzwei verbauten Elektromagneten ungebremst mit der schnellsten Notverschlusszeit von 1/500 auslöst.

Der Meßsucher ist gegenüber anderen russischen Klassikern überraschend groß und hell, das Mischbild klar und deutlich zu erkennen. Auch ein automatischer Parallaxenausgleich fehlt der Sokol nicht. Speziell ist die Einspiegelung der Blenden und Verschlusszeiten in den Sucher. Wird der Auslöser runtergedrückte, aber nicht ausgelöst, verschwindet der nach unten zeigende Pfeil im Sucher und es wird einem die richtige Belichtungszeit angezeigt. Ein rotes Rechteck warnt vor einer. Überbelichtung. Befindet sich die Kamera nicht im Automatikmodus, empfiehlt die Kamera zwar Zeit-Blenden-Kombination, löst aber in der manuellen Einstellung von Blende und Belichtungszeit aus.

Manche Dinge erscheinen bei der Kamera am falschen Platz zu sein. Der Bildstandzähler befindet sich auf der Unterseite.

Die Rückspulkurbel befindet sich nicht auf der Oberseite, sondern an der Seite.

Die Batterie versteckt sich unter der Merkscheibe auf der Oberseite. Dabei handelt es sich um eine PX 625, für welche sich Ersatz finden lässt.

Die Filmempfindlichkeit wird direkt vorne am Objektiv eingestellt, hier in DIN, bei anderen Modellen in GOST. Die drei CDS Zellen, bei früheren Modellen deren sechs, befinden sich ebenfalls vorne am Objektiv verbaut. Die Blendenwerte von 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 beziehungsweise der Automatikmodus lässt sich nur wählen, wenn der Zentralverschluss auch gespannt ist. Der Automatikmodus lässt sich auch erst wieder entsperren, wenn der silberne Hebel zum Body hin betätigt wird.

Beim Objektiv handelt es sich um ein Industar-70 50mm f2.8, ein vierlinsiges vergütetes Objektiv im Tessardesign. Im Gegensatz zur Elektro liegt der Ring zum fokussieren vorne am Objektiv und nicht direkt am Body.

Zusammenfassend eine interessante Kamera die doch mit ein paar Features überrascht. Damit ein typischer „Underdog“, also eine Kamera die sich eher in der Außenseiterposition gegenüber anderen Meßsuchern befindet, aber nicht unterschätzt werden sollte. Ein Film ist eingelegt, erste Testfotos hier in Kürze.

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