Asahi Pentax 6×7 MLU


1969 bringt Asahi Pentax ihre erste Mittelformatkamera auf den Markt und etabliert sich mit der Pentax 6×7 schnell im Profisegment. Vom Designkonzept folgt die Kamera deutlich ihrer kleinen „Kleinbildschwester“, der Pentax Spotmatic SP. Die kleinere Schwester hat im Gegensatz zu ihren späteren Modellen auch keinen Blitzschuh und ist auch in „chrom“ erhältlich. Vom Prinzip her handelt es sich bei der 6×7 um eine normale einäugige Spiegelreflexkamera – nur eben “etwas“ größer. Kein ganz neuer Gedanke, wenn man an die Praktisix, Pentacon Six, Kiev 6c oder Kiev 60 denkt. In der Regel wird von der Größe, dem Gewicht und dem entsprechend spürbaren und lauten Spiegelschlag berichtet. Wer bereits eine der oben genannten Kameras in der Hand hatte, dürfte vom Handling von Größe und Gewicht nur bedingt verwundert sein. Der ersten Pentax 6×7 folgt ein paar Jahre später eine technisch verbesserte Variante mit Spiegelvorauslösung. Darauf folgte die 67 und letztlich die 67 II mit etwas mehr Elektronik. Das Grundkonzept bleibt bis zur Einstellung der Produktion im Jahre 2009 aber 40 Jahre nahezu gleich.

Bei der 6×7 handelt es sich um eine Systemkamera mit vier wechselbaren Suchern, diversen Mattscheiben und Zubehör, aber vor allem dem enorm großen Angebot an Objektiven für das Mittelformat. Ikonisch und mit einem hohen Wiedererkennungswert zugleich ist der Handgriff aus Kirschholz der auch als Zubehörschuh dient. Dieser ist kein bloßes schickes Accessoire, sondern macht das Halten der Kamera doch deutlich komportabler und sicherer. Allein der Kamerabody bringt ohne Objektiv, Sucher und Handgriff bereits fast 1300 Gramm auf die Waage. Im Internet werden auch Handgriffe für die andere Seite aus Echtholz oder 3D-Druck angeboten, vielleicht ein kommendes DIY Projekt?

Musik von Ronald Kah, Web: https://ronaldkah.de/

Bei der vorgestellten Kamera handelt es sich um die zweite Version, also um eine Pentax 6×7 mit MLU. Dazu der Pentaprismen-Sucher mit 90%, beziehungsweise dem Waist Level Finder mit Lupe und 100% Sucherfeld. Das Objektiv ist das begehrte und sehr lichtstarke Super Multi Coated Takumar 6×7 105mm f2.4 und damit die zweite Version der Objektivs.

Ansonsten ist die Kamera recht spartanisch ausgestattet. Eine Belichtungsmessung gibt es nur in Kombination mit dem entsprechenden TTL Prismensucher. In den Sucher werden weder Blende noch Verschlusszeit eingeblendet. Das System punktet vor allem durch das Format und Vielfalt der sehr guten Objektive.

Pentax verwendet zur Befestigung eines Schultergurtes recht eigenwillige Nocken an die kein Standardgurt richtig passen will. Dafür besitzt die Kamera gleich vier dieser Befestigungspunkte, so dass die Kamera unterschiedlich befestigt werden kann. Aufgrund dieser Eigenwilligkeit der Konstruktion ist der originale Schultergurt mit Ösen rar und begehrt. Der Handgriff wird ebenfalls an den Nocken fixiert und bringt auf dessen Rückseite zwei weitere Nocken mit.

Der elektronisch gesteuerte Tuchschlitzverschluss bildet Zeiten von B, 1 bis 1/1000 Sekunde. Die Kamera hat einen versteckten “T“ Modus, dieser befindet sich beim Zeitenrad einfach zwischen X und 1/1000. Ohne Batterie und eingelegten Film löst die Kamera allerdings nicht aus. Während sich eine vorhandene Batterie per Druck auf die Batteriekontrolltaste kontrollieren lässt, hat man vielleicht spontan keinen Rollfilm zur Hand. Hierfür gibt es wenigstens zwei Möglichkeiten die Kamera auch ohne Film zu testen und zu bewegen. Entweder man verwendet das seltene Originalzubehör oder den Nachbau vom “Shutter Cocking Key“ bei geöffneter Rückwand. Die elegantere Lösung lässt sich aber auch ohne Originalzubehör, dem reinstecken einer Kreditkarte und dazu noch bei geschlossener Rückwand realisieren. Dafür wird a.) die Rückwand geöffnet b.) die Scheibe des Bildzählwerks mit dem Finger nach links gedreht bis eine Bildanzahl erscheint c.) die Scheibe festgehalten und die Rückwand geschlossen d.) jetzt kann normal gespannt und ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um keinen geheimen Trick, die Anleitung findet sich in Bedienungsanleitung der Pentax 6×7.

Durchdacht ist die Auslösesperre, denn bei 10 Bildern auf einem 120er Film möchte man keine Aufnahme versehentlich vergeuden.

Nicht viel aber deutlich merklich größer ist das Format von 6×7 im Gegensatz zum klassischen 6×6. 6×7. Das eigentliche Negativ hat eine Größe von 55mm x 70mm, dem sogenannten „Idealformat“. Dieses lässt sich im Gegensatz zum Mittelformat 6×6 mit weniger Verlust von Fotopapier, Bildausschnitt und damit auch Qualität vergrößern.

Bei der Kamera können sowohl 120er wie auch 220er Rollfilm genutzt werden. Auf einen herkömmlichen 120er Rollfilm passen 10, auf 220er gar 21 Aufnahmen. Der gewählte Filmtyp wird dabei auf der Rückwand angezeigt und muss via Schalter für das Zählwerk wie auch direkt an der Andruckplatte eingestellt werden.

Was die Batterie betrifft ist die Kamera recht genügsam und verwendet auch noch heute erhältliche Batterien des Typs 4LR44 mit 6V. Das solide verriegelbare Batteriefach hierfür befindet sich auf der Unterseite der Kamera. Beim einsetzen sollte natürlich auf die richtige Polung geachtet werden.

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