„Blow-Up“ ist ein Film von Michelangelo Antonioni aus dem Jahr 1966. Der Kultfilm handelt, jedenfalls aufs erste gesehen, von dem erfolgreichen Modefotografen namens Thomas im London der 60er Jahre. Gelangweilt von der glamourösen Modewelt, der Arbeit im Studio mit seiner Hasselblad, den Fahrten mit seinem Cabrio durch ein London im Wandel, arbeitet dieser auch als Obdachloser getarnt, an einem Projekt über Straßenfotografie. Die dabei im Film gezeigten Fotos stammen nebenbei bemerkt von Don McCullin, welcher Armut, Wohnbedingungen und Rassenunruhen seiner Zeit im Londoner East End dokumentierte. Bei einem seiner Streifzüge und Suche nach Aufnahmen fotografiert der Protagonist des Filmes im Maryon Park heimlich mit seiner Nikon F ein Liebespaar im Park. Diese bemerken den Fotografen. Der Frau gefällt das überhaupt nicht, welche daraufhin den Fotografen stellt und die Herausgabe der Aufnahmen von sich und dem angeblichen Geliebten fordert. Der Geliebte tritt hingegen nicht mehr in Erscheinung. Die Fremde besucht Thomas in seinem Studio, um den Film erneut zu fordern.
Als Thomas später den Film entwickelt und die Fotos vergrößert, glaubt er Hinweise auf ein mögliches Verbrechen gefunden zu haben. Er entdeckt im Gebüsch einen Mann mit gezogener Waffe. War das Treffen des angeblichen Liebespaares in Wahrheit ein Hinterhalt? Auf späteren körnigen Abzügen entdeckt Thomas eine Kontur bei der es sich um eine im Gras liegende Person handeln könnte. Er kehrt in der Nacht in den Park zurück und findet tatsächlich die Leiche des angeblich Geliebten im Gras liegen. Als er in sein Studio zurückkehrt, sind allerdings die Negative und Abzüge verschwunden. Lediglich eine sehr grobkörniger Abzug ist übersehen worden, der aber ohne Zusammenhang mehr an abstrakte Malerei erinnert. Auf der Fahrt in seinem Rolls-Royce Cabrio durch das nächtliche London entdeckt er die Frau. Er gerät auf der Suche nach dieser in ein Clubkonzert der Yardbirds. Das Publikum verfolgt die Band, bis auf ein tanzendes Paar, teilnahmslos und wie gelähmt das Konzert. Erst als der Gitarrist Jeff Beck seine Gitarre wütend über den Verstärker an diesem zerschmettert und Teile davon ins Publikum wirft, kommt Bewegung in die Publikumsmenge. Den Gitarrenhals den Thomas ergattert, ist ebenso ein obsoletes nice-to-have wie der hölzerne Flugzeugpropeller. Auf einer Drogenparty versucht Thomas Erfolgsmodell seinen Agenten Ron zu überzeugen, diesen in den Maryon Park zu begleiten um die Leiche zu fotografieren. Mit dem nächsten Morgen endet der Film ebenso surreal und unbestimmt wie dieser begonnen hat. Der Beweis für ein stattgefundenes Verbrechen ist verschwunden. Die brüllenden Pantomimen rasen mit ihren Geländewagen durch den Maryon Park, um anschließend ein stummes Tennismatch ohne Ball zu spielen.
Michelangelo Antonioni (1912-2007) war ein italienischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. Er zählt zu den bedeutendsten Regisseuren der Nachkriegszeit und prägte das europäische Kino der 1960er Jahre. Seine Filme zeichnen sich durch ihre visuelle Pracht und ihre subtile Erzählweise aus. Antonioni beschäftigte sich in seinen Filmen oft mit Themen wie Einsamkeit, Entfremdung und der Fragilität menschlicher Beziehungen. Sein Stil war geprägt von langsamen, ruhigen Einstellungen, die den Zuschauer dazu anregten, über die Bedeutung und die Aussage seiner Bilder nachzudenken. Der wortkarge Film ist weder Krimi noch ein Thriller. Die Handlung des Films dreht sich um die Themen Wahrnehmung, Realität und Identität und untersucht, wie unsere eigenen Vorstellungen und Wahrnehmungen uns beeinflussen können. “Entfremdung“ ist eines der zentralen Themen im Film „Blow-Up“ und ein wiederkehrendes Thema in vielen Werken von Michelangelo Antonioni. Der Film zeigt, wie der erfolgreiche Modefotograf Thomas in einer ambivalenten Welt der Gegensätze lebt und einer Zeit im Wandel. Der Protagonist fühlt sich entfremdet von der Welt um ihn herum und sucht nach einer tiefgründigeren Bedeutung in seinem Leben. Aber die Entfremdung geht weiter, als Thomas tiefer in die Bilder eintaucht. Er entdeckt immer mehr Hinweise auf das Verbrechen, aber er ist nicht in der Lage, sie anderen zu vermitteln oder Hilfe zu suchen. Er wird von seiner eigenen Isolation und der Trennung von der Welt um ihn herum gefangen genommen. In „Blow-Up“ zeigt Antonioni auf beeindruckende Weise, wie die Entfremdung des Menschen von der Welt um ihn herum seine Wahrnehmung der Realität beeinflussen kann. Der Film lädt dazu ein, über die Frage nachzudenken, wie wir uns selbst wahrnehmen und wie wir uns mit der Welt um uns herum in Beziehung setzen oder in dieser gefangen und isoliert sind.