Primoplan 58mm f1.9

Angriff auf den Platzhirsch von Zeiss. Mitte der 1930er Jahre stellt Meyer-Optik Görlitz das neue Primoplan vor. Das Objektiv ist eine kleine Besonderheit, denn es handelt sich um ein recht lichtstarkes Objektiv. Es ist zwar etwas lichtschwächer als das Sonnar und dennoch knackt das Objektiv von Paul Schäfter an der Marke von f2. Damit werden die Görlitzer auch zu einer potentiell wachsenden Konkurrenz für Zeiss Jena. Zeiss reagierte darauf mit der Entwicklung vom Biotar.

Das Primoplan 58mm f1.9 red „V“ ist ein Fünflinser in vier Gruppen. Dabei handelt es im Gegensatz zum Doppelgaußtyp Biotar um eine Abwandlung vom Cookschen Triplet. Aus Aluminium, statt verchromtem Messing des Pre-War-Modells, handelt es sich um ein Objektiv der Nachkriegszeit. Die 14 Lamellen werden mit der entsprechenden Vorwahlblende ausgewählt, auf- und abgeblendet. Das „rote“ V ist eine entsprechende Kennzeichnung der Zeit, dass es sich um ein vergütetes Objektiv handelt.

Leider hatte mein Primotar im Innern etwas Nebel, also eine Trübung die dort nicht hingehört und sich sicherlich auch nicht positiv in der Bildqualität auswirken würde. Das Objektiv lässt sich mit wenigen Handgriffen, dem richtigen Werkzeug und vor allem der notwendigen Vorsicht zerlegen und reinigen. Der gravierte Ring lässt sich mit einem geeigneten Objektivwerkzeug aus Gummi lösen, daraufhin der Ring für die Vorwahlblende mit Metallfeder abheben um an die ersten Linsen zu gelangen. Bei der Reinigung sollte man dann die entsprechende Vorsicht walten lassen. Laut einem Sammler und Fotografen soll die Vergütung gerade bei diesem Objektiv etwas empfindlicher sein. Das kann auch daran liegen, dass die Vergütung durch Ausdünstungen von Schmiermitteln und Ölen über Jahrzehnte angegriffen wurde.

1956 wird die Produktion des Primoplans eingestellt. Die Bestände werden meist in Kombination mit der Praktiflex FX abverkauft. Als Altglas ist das Primoplan mit Exakta- oder M42-Mount entsprechend zur Adaption recht interessant. Das Objektiv wurde seinerzeit nicht (mehr) mit einer Springblende ausgestattet und galt damit als technisch „überholt“.

Das sahen Jahrzehnte später Baker eines Kickstarterprojekts mit dem Wunsch nach dieser Bokehlinse ganz anders und so erschien gegen 2017 die Neuauflage dieses Altglasklassikers in Form vom Primoplan 58mm f1.9 II in verschiedenen Mounts. Diese sind werden bei Meyer Optik Görlitz GmbH, einem Tochterunternehmen der OPC Optical Precision Components Europe GmbH „made in Germany“ produziert und angeboten.

Offenblendig und ohne große Lichtreflexe ergibt ein recht softes und malerisches Bokeh. Die Schärfezone ist dabei recht messerscharf.

Mit entsprechenden Lichtreflexen ergibt sich ein charakteristisches Swirl-Bokeh, welches erst einmal gebändigt werden möchte. Bokeh ist dabei immer keine messbare Qualität, sondern ein ästhetisches Empfinden.

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