Voigtländer Rollfilmkamera

Auf den ersten Blick ein einfacher Klappfalter, aber gerade hier lohnt sich ein zweiter Blick. Die Voigtländer „Rollfilmkamera“ wurde 1929 als Nachfolger der „Beatrix“ eingeführt. Bei der Namensgebung war man bei Voigtländer im Gegensatz zu den anderen wohlklingenden Namen wie Bergheil, Avus, Inos, Prominent, Vito nicht sonderlich kreativ. Rollfilm war auch noch eher etwas neues, wovon die Fotografen überzeugt werden mussten. Mit drei verschiedenen Objektiven Voigtar, Skopar und Heliar, unterschiedlichen Verschlüssen und unterschiedlichen Rollfilmformaten 5×8 (129er), 6×9 (120er), 6,5×11 (116er) wurden preislich ganz unterschiedliche Adressaten angesprochen.

Was diesen Klappfalter ein bisschen besonders macht. Es handelt sich um die letzte Version aus dem Jahre 1931, welche lediglich ein Jahr gebaut wurde. Die Ausstattung erscheint erstmal etwas mager mit dem Rahmen- und Brillantsucher. Mit dem Filmformat 6×9 kann die Kamera heute noch mit normalen 120er Rollfilm geladen werden. Das fünflinsige und legendäre Heliar macht das hier gezeigte Modell allerdings zur Luxusvariante seiner Zeit. Der Fünflinser ist eine Weiterentwicklung des Cooke-Triplets von Hans Hartung und ist für seine offenblendige „Weichheit“ bekannt. Diese Weichheit beruht auf der nicht vollständigen Korrektur und Koma. Dieser besondere Charakter machte es zu einem beliebten Objektiv für Landschaften und vor allem Portraits.

Der Compurverschluss arbeitet auch nach über 90 Jahren zuverlässig. Ein schönes und gleichzeitig praktisches Detail ist die Tiefenschärfetabelle auf der Rückweite.

Die Handhabung ist auch noch heute denkbar einfach, wie auch spartanisch. Film entsprechend des Rotlichtfensters zum nächsten Marker weiter transportieren, Verschluss spannen und Verschlusszeit einstellen, Blende wählen, Entfernung schätzen und einstellen, Motiv mittels Rahmensucher anvisieren und den Verschluss auslösen. Als unvergütetes Objektiv ist das Heliar noch anfälliger gegenüber Streulicht und nicht wirklich für die Farbfotografie entsprechend korrigiert.

Musik von Ronald Kah, Web: https://ronaldkah.de/

Der Testfilm zeigt, leider hat die Kamera auf der Gehäuserückseite (noch) ein kleines Light Leak, also ein schnell lösbares Problem.

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