Amuse-Bouche Schott – „Zug der 41 Glasmacher“

„Amuse-bouche“ ist ein französischer Begriff, der in der kulinarischen Welt verwendet wird. Es bezieht sich auf einen kleinen, mundgerechten Appetithappen oder eine kleine Köstlichkeit, die oft vor dem eigentlichen Hauptgang in einem Restaurant serviert wird. Das Ziel eines Amuse-bouche ist es, den Gaumen zu erfreuen, den Appetit anzuregen und die Sinne auf das bevorstehende Mahl einzustimmen. Die fotografischen „Amuse-Bouche“ sind damit kleine informative und genussvolle Wissenshäppchen die Lust machen mehr über Fotografie kennen zu lernen.

SCHOTT ist ein international Technologiekonzern in den Bereichen Glas, Glaskeramik bis hin zu weiteren Hightech-Materialien. Die Produkte finden ihre Anwendung von der Brille, in der Projektion, Mikroskopie, Fotografie bis hin zur Raumfahrt. SCHOTT blickt dabei auf eine beeindruckende Geschichte zurück, aber auch auf Zeiten von politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen und Herausforderungen. Vor allem der Zweite Weltkrieg und die Trennung in „Ost“ und „West“, gehörte für SCHOTT zu prägenden und einschneidenden Ereignissen mit einer damals ungewissen Zukunft. Die Erfolgsgeschichte von SCHOTT beginnt mit ihrem Gründer Otto Schott (1851–1935), Chemiker, Glastechniker und Unternehmer. Dieser gilt als Begründer der modernen Glaswissenschaft und Wegbereiter der Spezialglasindustrie. Durch seine systematische Forschung und Herangehensweise, bahnbrechende Entwicklungen schuf Otto Schott die Grundlagen um Glas mit genau vorhersehbaren und reproduzierbaren Eigenschaften herzustellen. Als Chemiker war er der Erste, der die Glasentwicklung mit wissenschaftlicher Präzision vorantrieb. Genau aus diesem Grund holten Zeiss und Abbe den Wissenschaftler nach Jena. 1884 gründete Otto Schott gemeinsam mit dem Physiker Ernst Abbe und dem Optiker sowie Feinmechaniker Carl Zeiss das Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen in Jena. Das damals noch bescheidene Glaslabor markierte den Beginn einer Ära wegweisender Glasentwicklungen und auch die enge Verbundenheit von SCHOTT und Zeiss. Der Erfolg von Zeiss ist damit untrennbar mit dem Glas aus dem Hausse SCHOTT miteinander verwoben. Otto Schott zeigte aber nicht nur unternehmerisches Geschick, sondern als Unternehmer Verantwortungsbewusstsein. Als Mitbegründer der Carl-Zeiss-Stiftung unterstützte er nach dem Tod von Zeiss die visionären Ideen von Ernst Abbe und trug dazu bei, eine nachhaltige Institution für wissenschaftliche Forschung zu etablieren. So ist die SCHOTT AG mit ihrem heutigen Hauptsitz in Mainz bis heute im Besitz der Carl-Zeiss-Stiftung. Als Stiftungsunternehmen hat SCHOTT eine besondere Ausrichtung und nimmt Verantwortung für Mitarbeiter, Gesellschaft, Forschung und Umwelt wahr.

Illustration Rainer Leyk und Midjourney

Erich Schott, der Sohn des Firmengründers Otto Schott, übernimmt das Unternehmen in einer der schwierigsten Phasen seiner Geschichte. Das nationalsozialistische „Dritte Reich“ ist besiegt und unterliegt der Verwaltung der Besatzungsmächte. Als amerikanische Truppen sich aus Thüringen zurückzogen und die Sowjetunion die Kontrolle übernahm, befand sich SCHOTT inmitten von ungewissen politischen Turbulenzen. Wie auch bei der Firma Zeiss wollten sich die Amerikaner noch zuvor das Knowhow von SCHOTT sichern. Da man nicht alles mitnehmen kann und darf verfahren sie ebenso wie bei Zeiss. Nach dem Motto „We take the brain“ wird neben Unterlagen die Geschäftsleitung, die führenden Köpfe und Spezialisten nach Süddeutschland nach Heidenheim gebracht. Die Teilnehmer vom „Zug der 41 Glasmacher“ hatten dabei keine persönliche Wahl sich diesem Befehl der amerikanischen Besatzungsmacht zu widersetzen. Mit dabei waren selbstverständlich auch deren Familien was den Konvoi bestehend aus Männern, Frauen und Kindern entsprechend vergrößerte. Eine Phase der Unsicherheit mit der lebendigen Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach Jena. Nach dem Rückzug der Amerikaner in Jena im April 1945 übernehmen sowjetische Truppen die vollständige Kontrolle über das Gebiet. In den darauffolgenden Jahren demontierten ebenso wie bei Zeiss entscheidende Teile des SCHOTT Werkes. Dieses wird in die Sowjetunion transportiert und wieder aufgebaut. Hierfür werden ebenso Spezialisten wurden in die Sowjetunion „gebracht“, welche aktiv am Wiederaufbau der demontierten Fabrikationsanlagen aus Jena mitwirken müssen um dort eine neue Glasindustrie und deutsches Know-how zu etablieren. Die politischen Entwicklung in Ostdeutschland führt immer mehr zur Verstaatlichung des Stammhauses in Jena. Mit der Spaltung und deren Verfestigung in „Ost“ und „West“ spiegelte sich die Teilung Deutschlands auch in der Unternehmensgeschichte von SCHOTT wider. Die Geschäftsleitung unter Erich Schott entscheidet sich für einen mutigen Schritt. Im Jahr 1952 wird ein neues Hauptwerk ins Mainz aufgebaut. Der neue Standort markiert einen Neubeginn und bedeutenden Beitrag zur deutschen Industrielandschaft der Nachkriegszeit mit dem darauffolgenden Wirtschaftswunder. Der „Zug der 41 Glasmacher“ und deren Familien die während der unsicheren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nach Süddeutschland verbracht wurden, finden mit der Eröffnung des Werkes in Mainz eine neuer und dauerhafte Heimat.

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